Aber meine Physikkenntnisse sagen mir, bei gleichen Materialeigenschaften hat die größere Fläche im Kontakt mit dem Boden auch mehr Reibung und damit mehr Haftung - nur so vom Grundsatz der Physik her.
dem ist leider nicht so. reibung definiert sich durch anpresskraft mal reibwert. in formeln: Fr = µ * Fn
Fr = Reibung, µ = der materialspezifische reibwert, Fn = anpresskraft -> im wesentlichen die gewichtskraft des autos. die fläche findet dabei keine beachtung.
angenommen, der reifen hat eine aufstangsfläche von 200*50mm (sagen wir mal so für nen mittelmäßig aufgepumpten 205er) dann sind dies 10.000mm² aufstandsfläche. angenommen das auto wiegt 1200kg und verteilt dies auf alle 4 räder gleich. somit hat jedes rad 1200/4 = 300kg = ~3.000N (Newton) zu tragen. damit kommt man auf 3000N/10000mm² = 0,3N pro mm² aufstandsfläche.
hat man nun nen doppelt so breiten reifen, der beispielsweise 20.000mm² aufstandsfläche bietet, so wirken die 300kg / 3000N halt auf die doppelte fläche und damit ergibt sich 0,15N / mm². damit ist die anpresskraft nur noch halb so hoch wie beim schmalen reifen und kann damit auch nur die halbe haftung/reibung übertragen. da die fläche aber doppelt so groß ist gleicht sich das wieder aus. die übertragbare reibung ist also unabhängig von der aufstandsfläche konstant.
ADeine These würde in meinen Augen auch den Einsatz von breiten Slicks in der Formel 1 etc. ad absurdum führen. Da spielt sicherlich auch das Material eine besondere Rolle, aber auch nicht mehr als die große Reifenaufstandsfläche, denke ich mir zumindest so, wegen der Optik werden die das ja nicht machen
die machen das aus 2 gründen. wie oben schon erwähnt, hat ein breiter reifen pro mm² eine geringere belastung zu tragen. damit verschleißt er weniger. da aber der reifen in der formel 1 nicht lange halten muss, nutzt man dies um die gummimischung weicher zu machen. der breite reifen kann also bei gleicher lebensdauer eines schmalen reifens viel weicher und klebriger gemacht werden -> größeres µ! und DAS bringt tatsächlich mehr haftung. ein schmaler reifen mit der gleichen gummimischung würde zwar sehr ähnliche reibwerte und haftung erzielen können, würde aber wesentlich schneller abgenutzt sein.
weiterführend ist das auch ganze auch der grund, warum mehr masse nicht gleich längerer bremsweg bedeutet. das nehmen ja auch fälschlicherweise viele leute an.
angenommen fahrzeug A wieg 1000kg und fahrzeug B 2000kg. so wirken bei B natürlich doppelte trägheitskräfte. allerdings besitzt B auch durch die doppelte masse die doppelte anpresskraft und damit die doppelte reibkraft.
dass viele LKWs so einen langen bremsweg haben liegt also nicht an der übertragbaren reibkraft, sondern daran dass viele bemsanlagen unterdimensioniert sind. und nen 1000kg polo brauch ja bekanntlich auch seine ~40m bremsweg, genauso wie ne 2000kg s-klasse.
etwas lektüre von wikipedia:
KLICK
wobei das ganze in realität deutlich komplexer ist. beispiel elastizitätsgrenzen von stoffen.
zusammenfassend sind breitreifen meistens schon auch besser haftend als schmalere kollegen. dies liegt wie gesagt zum überwiegenden teil NICHT an der breite, sondern durch die größere breite geringere flächenanteilige belastung und der damit verbundenen möglichkeit den reifen weicher zu machen.